Sagen im Schwarzwald: Weihnachten

Sagen im Schwarzwald Schwarzwald-Sagen und schaurige Geschichten haben lange Tradition

Sagen im Schwarzwald: Weihnachten und Dreikönig, Lostage und Raunächte

Zu den Sagen im Schwarzwald und deren volkstümlicher Überlieferung gehört der Glaube an so genannte "Lostage" zwischen Weihnachten und Dreikönig. Lostage sind nach altem Volksglauben maßgeblich fürs folgende Jahr.

Im Elztal und in Simonswald ist der Bauer früher in der Christnacht nie in den Stall gegangen. "Dann sprechen die Tiere miteinander", erzählt man sich noch bis heute. Bäuerinnen wuschen "zwischen den Jahren" grundsätzlich keine Wäsche. Dazu heiss es: "Dann wäscht man einen Menschen aus dem Haus." Besonders das Wetter zwischen Weihnachten und Dreikönig wurde aufmerksam notiert. Nach überliefertem Glauben steht jeder dieser Tage für einen der zwölf Monate des neuen Jahres und zeige bereits das Wetter im jeweiligen Monat voraus. Träume in den Raunächten dieser Zaeit sollen sich der Überlieferung nach im entsprechenden Monat des bevorstehenden Jahres erfüllen.

Schwarzwälder Raunächte

"Raunächte", dieser Begriff ist im Schwarzwald kaum noch bekannt. Die Leute im Schwarzwald sprachen von "Lostagen" oder der Zeit "zwischen den Jahren" oder den "Zwölfernächten". Gemeint ist die Zeitphase zwischen Weihnachten und Dreikönig , in der die Pforten zur "Anderswelt" offener scheinen als sonst. Im Schwarzwald wimmelt es der Sage nach dann vor Geistern. Wie ihr Name sagt, entscheiden die Lostage über das "Los", das Schicksal fürs nächste Jahr. Vielerorts im Schwarzwald galt es als sicher, dass "zwischen den Jahren" Heilkräuter am wirksamsten sind.

Weit verbreitet in den Sagen im Schwarzwald waren Vorstellungen an ein wild dahinstürmendes, Schrecken verbreitendes Geisterheer, beschrieben vom Waldkircher Willi Thoma in seinem Buch "Elztäler Sagen". Der Sagenkern sei überall derselbe: "Wenn die Sturmwinde in den Winternächten wüten und Nebelschwaden die Berggipfel verhüllen, jagt der wilde Jäger mit seinem Geisterzug durch die Lüfte ... Besonders in den Raunächten, den zwölf heiligen Nächten, der geheimnisvollen Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig, wütet die heidnische Dämonenwelt." Angeführt wurde die wilde Jagd von einem Unhold aus dem Sagenschatz der jeweiligen Landschaft: dem "Schwarzenberger" (Waldkirch), "Wittenbacher" (oberes Elztal), "Schimmelreiter" (Elsass) oder "Geißenmeckerer" (St. Märgen, Simonswald).

Handelte es sich bei diesen wilden Jägern auch in der christlichen Sagentradition um Personen, die zu Lebzeiten reichlich Unrecht getan hatten und denen nun die verdiente Seelenruhe des gottgefälligen Bürgers versagt blieb, so ist doch die Herkunft des Bildes aus vorchristlichen Mythen unverkennbar. Die einfachen Bauern, Handwerker und Christenmenschen fürchteten sich vor der Geisterschar, stellten aber in der dunklen Zeit allerlei Leckereien vor das Haus - "für die Armen", sagte man. Dabei wünschte man sich selbst und den Menschen auch Gutes: Geldsegen, reiche Ernte, Gesundheit, Liebesglück.

Sagen der Weihnacht und Neujahrswünsche

Hegen nicht auch heute viele Menschen gerade dann fromme, auch heimliche Wünsche, wenn ein neues Jahr bevorsteht? "Schneidet ein Mädchen in der Heiligen Nacht eine Zwiebel und streut Salz darauf, so werden sich bis am Morgen die Züge des zukünftigen Gatten auf der Oberfläche abbilden", sagt man im Schwarzwald.

Eine alte Schwarzwald-Sage berichtet von einem Mann, der undebdingt herausbekommen wollte, worüber sich die Tiere im Stall in der Christnacht denn nun genau unterhalten. Also versteckte sich der Geselle im Futtergang lauschte. "Was schaffen wir morgen?" habe ein Stier den anderen gefragt. Morgen sei Weihnachtstag, lautete die Antwort, da werde nicht gearbeitet. - "Ja, und übermorgen?" Da sei Stephanstag, also ebenfalls frei. - "Und am Tag danach?" - "Da führen wir den Bauern zum Kirchhof." Vor Schreck soll der neugierige Lauscher gestorben und am dritten Tag beerdigt worden sein - die Stiere zogen den Leichenwagen.

So alt und überholt wie man meint, ist das Verhaltem zum Jahreswechsel gar nicht: Wer heutzutage in die Zukunft blicken will, schaut in der Silvesternacht auf das Ergebnis seines Bleigießens. Mancher achtet auf seine Träume in den Zwölfernächten ab Weihnachten. Im Schwarzwald gab es verbreitet den Brauch, nach dem Abendläuten Stall, Scheune und Wohnräume mit Weihwasser zu besprengen oder sie rituell zu räuchern und "von bösen Geistern" zu reinigen.

Auch in den einsamen Gehöften des Schwarzwalds sind die Zölfernächte ab dem Weihnachtstag eine Zeit des Wechsels und Neuanfangs. Das neue Jahr steht bevor, der 21. Dezember ist die Wintersonnwende, die längste Nacht im Jahr, in vorchristlicher Zeit überall als Wiedergeburt der Sonne gefeiert. In durchaus bewusster Anlehnung an alte und überall bekannte "heidnische" Riten wurde Weihnachten von kirchlichen Kräften in diese Zeit gelegt, weil nach ihrer Darstellung mit Christus ein Licht in die Welt kam.

Welche zwölf Nächte nun genau gemeint sind, kann regional verschieden sein: Weit verbreitet ist die Meinung, dass die so genannten Raunächte (Der Begriff kommt vom Ausräuchern von Stube und Stall, nicht vom rauen Winterwetter!) mit der Nacht vom 25. auf 26. Dezember beginnen und mit der Nacht vom 5. Januar auf Dreikönig enden. Badische Bauern legten an diesen "Lostagen" zwölf Zwiebel-Halbschalen auf die Fensterbank und gaben Salz hinein. Bielb die Schale trocken, erhoffte man einen trockenen Monat, wurde sie feucht, befürchtete man Regen.

Im Nordschwarzwald hatte Sonnenschein an den Lostagen auch ganz konkrete Bedeutung als Vorzeichen: Sonne etwa am zweiten Lostag, dem 26. Dezember, zeigte Preiserhöhungen an. Sonne am fünften Lostag, dem 29. Dezember, prophezeite eine gute Obsternte, bei einem heiteren 3. Januar waren gute Kaufmannsgeschäfte sicher.

"Lostage" zur Wettervorhersage sind zudem über das ganze Jahr verteilt. "Siebenschläfer" und "Eisheilige" kennt auch heute noch jeder.
Für Liebesorakel soll der Andreastag (30. November) als prädestiniert gelten. Wenn an diesem Tag eine junge Maid vor dem Einschlafen die Bettdecke schüttelt und einen bestimmten Spruch aufsagt, sieht sie im Traum ihren künftigen Gatten. Für den 31. Januar sagt eine Bauernregel: "Friert es an Virgilius, im Märzen Kälte kommen muss." Und vom 4. Dezember heißt es: "St. Barbara mit Schnee, im nächsten Jahr viel Klee."

Überlieferte Verhaltensregeln und Orakelsprüche im Zusammenhang mit den "Lostagen" im Schwarzwald:

Wer in dieser Zeit eine Tür laut zuschlägt, hat im Sommer den Blitz zu fürchten.
Wer in dieser Zeit Hülsenfrüchte zu sich nimmt, bekommt Krätze, Geschwüre oder Ungeziefer und stirbt im nächsten Jahr.
Wenn die Eiszapfen in den Raunächten lang sind, wird auch der Flachs lang.
Wer beim Heiligabendläuten die Schlösser von Türen und Truhen schmiert, dem bringt dies Reichtum.
Wer in der Weihnachtsnacht unbemerkt stiehlt, der wird das ganze Jahr nicht erwischt.
Wer am Neujahrsmorgen einen Taler in die Viehtränke legt und dann das Vieh saufen lässt, der kann das Vieh teuer verkaufen.
Wenn am Neujahrsmorgen die Sonne auf die Kanzel scheint, bevor der Pfarrer drauf steht, gibt es ein gutes Bienenjahr.
So viele Sterne man am Dreikönigsabend durch den Schornstein sieht, so viele Schoppen Wein darf man an diesem Abend trinken.
Eine Wünschelrute, die am Dreikönigstag geschnitten wird, ist unfehlbar.

Foto: VoyageMedia für Schwarzwald-Netz.com

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